Just als das Buch von Salman Rushdie mit dem Titel: „The Ground Beneath Her Feet“ (Der Boden unter ihren Füssen) erschien, war ich mit dem Auftragen von Erde auf meine Bilder beschäftigt. Die Faszination brasilianische rote schlammige Erde als optischer Farbgegensatz zum grünschattigen Regenwald leitete die Serie des Erd – Themas ein. Über das Auftragen von und Malen mit Erde – kommen Assoziationen wie Erderschütterungen, „terra firma“ und „terra infirma“, Erdbeben, der Status quo der Erde….. ins Spiel. Die Lektüre des Buches beeinflussten meine imaginierten Bilder zur Instabilität unseres Daseins, ja ich fand sie in gewissen Formulierungen des Autors wieder:
„Erdbeben, sagen die Wissenschaftler, sind ein alltägliches Phänomen. Global gesehen gibt es ungefähr fünfzehntausend Beben in einem Jahrzehnt.
Die Stabilität ist es, die selten ist. Das Abnormale, das Extreme, das Opernhafte, das Unnatürliche: diese herrschen. So etwas, wie ein normales Leben gibt es nicht. Und doch ist der Alltag das, das was wir brauchen, ist das Haus, das wir uns bauen, um uns vor dem großen Wolf der Veränderung zu schützen. Wenn der Wolf letztendlich die Realität ist, so ist das Haus unsere beste Verteidigung gegen den Sturm: nennen wir es Zivilisation. Wir bauen unsere Mauern aus Stroh oder Backstein, nicht nur gegen die hinterlistige Instabilität der Zeiten, sondern genauso gegen unsere eigene räuberische Natur; gegen den Wolf in uns.
Das ist eine Sicht. Ein Haus kann auch ein Gefängnis sein. Große Wölfe (fragen sie Mowgli, fragen Sie Romulus und Remus, fragen Sie Kevin Costner, wir brauchen uns nicht auf die drei kleinen Schweinchen zu beschränken) müssen nicht unbedingt böse sein. Und außerdem liegt diese neue Zeit der Schocks und Risse außerhalb des Normalen, wie sogar die Seismologen einstimmig erklären. Die Zahl der Beben ist auf über fünfzehntausend pro Jahr gestiegen.
Salman Rushdie in „Der Boden unter ihren Füssen“