Bilder aus Brasilien

Ich setze mich zum ersten Male mit den Gemälden von Alrun Prünster Soares auseinander: ich weiß, sie lebt in Brasilien, stammt aus Bozen und fand ihre Ausbildung zwischen Bozen und München – mehr nicht. So kann ich mich nur leiten lassen von den mir entgegentretenden Farbexplosionen, die beeindrucken: sie erscheinen als eine ungeheuer lebendige und impulsive Kreation. Aus der Diskussion europäischer Denkweise und südländischem Sujet, mit Chiffren eines für uns ungewöhnlichen Lebensraumes sind diese Bildschöpfungen entstanden. Man wird gepackt von ihrer Leuchtkraft und von der Vitalität. Die Bilder scheinen spontan komponiert und ohne scharf kalkulierte Geistesarbeit gebaut. Diese Impulse einer vielleicht chaotischen Welt faszinieren und machen zugleich nachdenklich. Erlebnisse und Empfindungen in und mit einer anderen Kultur werden einem entgegengetragen. Ich spüre auch ein Terrain von Sehnsucht nach festem Halt und Orientierung. Die Gemälde sind eine Herausforderung an den Betrachter, lassen sich nicht leicht lesen.
Man wird vielmehr eingesogen von der Vehemenz des Pinselduktus und der Farbigkeit. Ich spüre die Kraft des Arbeitseinsatzes……..

Gert Ammann
Leiter des Museum Federicianum Innsbruck 1986
Im Katalog zu den Ausstellungen „Bilder aus Brasilien“